ROTER MALER NEUIGKEIT


2012
Performance, Malerei

mit Dank an Marcus Frings, Samira Ramic (foto), Andreas Schmidt (foto), Dieter Gaebel (foto), Johannes Held (drums), Tom Schüler (trompet), Daniel Cuberos Montoro (guitar), Julian Kessler (guitar), Yonatan Richter-Levin (camera), David Sarno (camera)

Geh zum Teufel mit deinem Geld, du Scheißkerl. Wider jeden Anstand die Künstler gegen ihren Willen in deine Werbung verwickeln.

Ich kann beim besten willen nichts neues daran erkennen.

Zuerst wollte ich ein paar Worte sagen. Das werde ich aber nicht tun. Das könnt ihr nachlesen, auch gerne während der Performance wenn euch langweilig wird. Ich wollte gern meinen Begleittext zu meiner Arbeit im Katalog vorlesen. Stattdessen möchte ich vorher noch zwei Sachen sagen, eine davon ist wahr und eine nicht. Ich werde heute etwas machen, das ich noch nie gemacht habe und ich werde heute zum letzten mal malen. Es war einmal etwas, das als Wendepunkt des Künstlerbildes gesehen werden kann, weg vom Künstlergenie hin zum öffentlichen Repräsentanten. Dabei habe Ich die Verbindung zu meiner Malerei verloren. Es gibt jetzt eine malerei nach mir. Und schon ist malerei keine kunst mehr, sondern nur noch deren Mittel. Die Leinwand an sich, die farbe, alle sehen nur das was draufgemalt ist. Alle sehen nur den mehrwert. der körper spielt keine rolle mehr. Gefordert wird immer der geist von neuem. Die Künstler des SPEKTAKELS, die heutigen Stars, sind brillant, innovativ und beflügeln unseren Geist.. Dabei wird sich die Malerei selbst aufheben, indem sie zum Mittel mutiert. Ich habe mich immer gefragt, wo man das erleben kann, jetzt weiß ich das. Das könnt ihr heute miterleben.

Zwei Aussagen. Eine davon ist eine lüge, die andere nicht. Das habe ich gesagt. Wochen später wird mich ein junge fragen, ob ich nie wieder malen werde. Nein! Das war gelogen. Also, Ja. Gelogen ist zum letzten Mal malen. Wahr ist zum ersten mal singen, wenn man das so nennen kann. damit markiere ich schon irgendwie die Einmaligkeit der Aktion. eigentlich auch das einzige mal machen. Das sag ich nicht, aber das versteht sich von selbst. Etwas Neues soll ja immer einzigartig sein. Da ist ein enormer Anspruch und wieder dieser Kreativzwang. Das kann man so jetzt auch nicht mehr machen. Das hört man ständig.

Aber das ist ja dann das Problem. das stimmt alles einfach nicht. Das stimmt vorne und hinten nicht. man kann nichtplanen etwas einmalig zu machen. das geht nicht. man kann nur planen etwas zum letzten Mal zu tun. dann wird es einmalig. dann wird es erstmalig. Einmaligkeit geht nicht durch Erstmaligkeit. Einmaligkeit geht nur als letztmaligkeit. Wahr ist zum ersten mal im Bewusstsein der Letztmaligkeit malen. Gelogen ist zum ersten und einmaligen mal singen. Das habe ich ja schon geprobt, eher schlecht als recht. Und wenn schon. immer ist das so wie, wenn man die Künstler sieht, dann hat das immer etwas einmaliges. du denkst dann immer, einmal und nie wieder. alles endet und man muß aufpassen das man alles mitbekommt, weil man es nie wieder sehen wird. sogar dann wenn alle sich bemühen es eis zu eins zu reproduzieren.

Die Avantgarde irrt sich gewaltig. Die wollen doch immer Neues, anders, Unerwartetes, Überraschendes. Aber das sind die, die ihrem Anspruch nicht gerecht werden. Ich irre mich gewaltig. Ich will die ganze Zeit zugucken, wie das aussieht, was sich durch meine Biografie entwickelt hat. Daran braucht man nicht den geringsten Zweifel zu haben, der Zweifel ist da noch zu groß. die Werden nach meinem Tod erst schätzen, was ich gemacht habe. Dabei könnte ich ja sagen, mein Tod ist erst die Vollendung des Kunstwerks. Aber die Avantgarde macht keine Kunstwerke.

Heute ist das sowieso anders. Heute sind die Avantgardisten auf der anderen Seite. Das war auch mal anders. Da hat die Avantgarde die Bühne gestürmt. Und die Kinosäle. Und die Museen. Heute sitzen die alle kritisch im Publikum. Ihr braucht jetzt auch gar nicht so gespannt rumzustehn. Es ist mir lieber wenn ihr entspannt rumsitzt. das macht es für mich ja auch nicht einfach. Da sind ja lauter Kreative. Es gab doch Zeiten, da waren die Kreativen auf der Bühne und da unten saßen Leute, die entfremdeter Arbeit nachgingen.heute macht jeder mindestens ein foto von der Performance. Das ist so in dieser Kreativstadt. wir sind alle kulturelle prostituierte. Ich kenne mich da aus. Ich bin eine Professionelle. Nutten sind die kennerinnen der städte. Da sind sie alle Avantgarde. Alle wollen was Neues. Aber keiner ist konsequent. Das sind halt alle keine Märtyrer. Keiner von denen stirbt für die Sache, weil sie für die Aufmerksamkeit leben. Man muß auch gar nict immer vorne an der Frontlinie stehen. Die Aufmerksamkeit, die kriegst du nicht, du vergessenes Kind.

so und im Grunde hat die Performance auch schon begonnen, das war den meisten ja schon klar. aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig. Als Ausdruck der Persönlichkeit ist das pribvate Geschwätz und der private Raum immer schon theatral, auch und gerade z.b. im fahrerhaus eines LKWs, wo er eine von allem Gesellschaftlichen abgewandte Existenz einräumen soll oder unter meinem roten anzug, wo ich aus bquemlichkeitsgrpünden nichts weiter drunter habe. Aber das stimmt z.B. auch nicht und das kann man dann auch später sehen. Vielleicht wollte ich ja nur mal kurz schockieren. Aber das schockiert heute wohl auch niemanden mehr.